Das Interview führten wir mit Manfred R., der ab 1985 die Verkaufsabteilung des VEB Bodenbearbeitungsgeräte Leipzig leitete.
„Als die Wende kam waren das ganz neue Bedingungen, mit Krediten und Zahlungszielen und dem ganzen finanziellen Drumherum. Das gab es vorher bei uns überhaupt nicht. Da gab es einen Maschinenbereitstellungsplan und da musste geliefert werden. Das war kein Verkauf in dem Sinne, das war ein Ausliefern. Im Ostexport hat man früher Listen mit den anderen kommunistischen Ländern ausgetauscht. Und wenn man auf der Liste stand, ging das Zeug dorthin und die lieferten dafür was anderes in die DDR. Wir wussten zwar gar nicht was, aber das ist egal. Wenn das drauf stand, ging das dorthin, da war das erledigt. Die Preise waren vorher ausgehandelt worden.“
„Der Verkauf wurde vom Außenhandelsbereich in Berlin geregelt und bei der Wende waren die dann weg und wir standen alleine da – und mussten weiter verkaufen. Das war ein schweres Los. Ich habe gleich Verbindung aufgenommen mit einer westdeutschen Landwirtschaftsmaschinenfirma. Da bin ich einfach nach Westdeutschland gefahren mit dem Auto – ich wusste ja, wo die sind – bin rein und habe gesagt: ‚Na, können wir denn nicht zusammenarbeiten?‘ Und das hat sich dann entwickelt. Wir haben von denen Erzeugnisse übernommen, die wir dann produziert haben. Die haben auch gut dabei verdient, weil wir es sehr billig gemacht haben. Und wir hatten gleich Absatzgebiete dadurch. Der Partner, den ich dort hatte, der hat mich richtig väterlich behandelt.“
„Wir mussten ja jetzt zu den Banken! – wir brauchten ja Geld. Wir haben bis 1993 noch viel exportiert in die ehemalige Sowjetunion. Das lief jetzt nicht mehr so wie früher, es war natürlich Schluss mit den Listen. Jetzt brauchten die Kredite von uns, sonst hätten die uns nichts mehr abgenommen. Bei der Bayrischen Vereinsbank, die gab es damals noch, hatten wir einen prima Kerl. Der hat gewusst, dass wir davon keine Ahnung haben. Woher sollten wir das auch wissen. Der hat uns dann erst einmal aufgeklärt, wie das läuft mit den Verträgen und den Krediten und mit den Banken. Da habe ich dann immer so dicke Vertragsunterlagen bekommen, die ich mir angucken musste. Ich musste dem glauben, was da drinsteht. Und dann habe ich für zehn Millionen solche Verträge unterschrieben… Aber ich wusste genau, das meiste verdienen die. Die haben bestimmt zehn Prozent von der Summe draufgeschlagen auf den Preis und haben das verdient. Für uns war es aber auch prima, dass wir unsere Maschinen weiter liefern konnten bis 1993.“
(ls)