Das Interview führten wir mit Birgit N. und Ingrid S., ehemalige Mitarbeiterinnen im VEB Plauener Spitze.
„Ich kann mich noch dran erinnern, meine Brigade hieß „13. August 1961“, nach dem Mauerbau. Das war ein Witz. Ich hab erst später mitgekriegt, wie makaber das war. Man ist ja reingeboren worden und fand das normal.“
„Unser Werk bekam den Karl-Marx-Orden der DDR verliehen. Aber mit uns Arbeitern wurde das nicht gefeiert. Das haben bloß die Obersten gefeiert. Bei der Verleihung der Auszeichnung „Beste Jugendbrigade“ gab es mal ne Zusammenkunft in der Kantine bei Kaffee und Kuchen und das war’s. Obwohl wir diejenigen waren, die in der Produktion letztendlich das geleistet haben, wofür es die Auszeichnung gab, wurden wir normalerweise nicht mit eingeladen.“
„Ich bin öfters herbeizitiert worden. Ich solle doch in die SED eintreten. Da ich noch ein Textilstudium machen wollte, hätte ich auch eintreten müssen. Ich hab’s aber aus dem Grund dann nicht gemacht, dass ich meine Westverwandtschaft verleugnen sollte. Ich sollte jeden Kontakt abbrechen. Das wollte ich nicht, also durfte ich auch nicht studieren.“
„Im Werk gab es einen Betriebsrat, aber da ist keiner hingegangen. Da wusste jeder, das wird uns negativ ausgelegt. Es wusste jeder, dass man unten durch war, wenn man als kleiner Arbeiter was wollte.“
„Über die Montagsdemos haben wir viel geredet. Es hat ganz schön gebrodelt. Am nächsten Tag auf Arbeit musste jeder erzählen, ob er dort war und was er erlebt hat. Es war eine schöne Zeit, weil etwas bewegt wurde.“
Ingrid S. über ihre erfolgreiche Eingabe an Erich Honecker:
Titelblatt der Urkunde “Sozialistischer Berufswettbewerb der Lehrlinge”