Das Interview führten wir mit Christian O., ehemaliger Betriebsdirektor des VEB Leipziger Trikotagen.
„Also zu dem Zeitpunkt und bis in die 80er, Ende der 70er Jahre gab es nur den einen Betrieb in Leipzig, der sich schon die ganze Zeit entwickelt hatte. Wir waren also eine gewisse Insel. Die Branche war rund um Chemnitz konzentriert. Wir waren da in Leipzig ein bisschen die Außenseiter und hatten demzufolge auch von der Struktur her ein bisschen was anders gemacht. Wir hatten alle Stufen: Wir haben das Garn übernommen, logischer Weise vorwiegend von der Baumwollspinnerei, die um die Ecke war. Wir haben dann die Arbeitsgänge Spulen, Stricken, Färben, Bleichen und Konfektionieren, also alle Stufen der Stoffherstellung und der Konfektionierung unter einem Dach gehabt. Ein Betriebsteil dazu kam dann nach der Umwandlung, also nach der Verstaatlichung. Dann habe ich noch einen Betriebsteil in Roßwein und einen in Leipzig dazu gekriegt. Dann kamen noch ein paar dazu die ursprünglich private Betriebe mit staatlicher Beteiligung waren, zum Teil mit Sortimenten, die wir umstellen mussten. Aber weit bis nach 1972, seit 1872 war es ein Block, der mehrstufig war und sich dort in Leipzig stabilisiert und entwickelt hat. „
Arbeitsschritte einer solchen Fabrik
„Also der erste Einstieg ist, dass das Garn (meistens Baumwollgarn) von der Spinnerei kommt. Wir haben das dann erst mal umgespult und auf große Konen, also große Spulkörper, dann auf große Spulmaschinen gestellt und die großen Konen daraus entwickelt, die auf die Großgrundstrickmaschinen gestellt und daraus Stricke entwickelt (Stricken lassen). Der fertige Stoff wurde dann veredelt, also entweder gebleicht oder gefärbt. Das war der Arbeitsgang, der im Chemnitzer Raum grundsätzlich woanders ausgelagert wurde. Wenn der Stoff dann fertig war, also farbig oder weiß war, ist er dann zugeschnitten und genäht worden. Die Fertigerzeugnisse wurden dann verpackt und verschickt. Das war‘s!“
Fast nur Binnenhandel
„Also wir haben fast nur den Binnenhandel der DDR beliefert. Nur wenn es nicht anders ging, sind wir in den Export für die sozialistischen Länder mit rein gegangen. Aber der DDR-Markt war eigentlich immer so, dass dort der Bedarf nie richtig gedeckt werden konnte, so dass das für uns voll und ganz ausgereicht hat. „
Planung war das „A und O“
„Planung war das „A und O“, ob die nun funktioniert hatte oder nicht, darüber kann man sehr verschiedener Meinung sein. Ob der Betrieb privat oder mit staatlicher Beteiligung oder volkseigen war, spielte keine Rolle. Es gab immer irgendjemanden, der oben drüber saß und der Pläne ausgegeben hat. Dann ging das große Handeln los – „nehmen wir den Plan so an oder kann man irgendwas daran ändern“ – und dann musste der Plan mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln erfüllt oder geändert werden. Irgendeiner war immer über dem Betrieb – das war eisernes Gesetz. Erst war es der Wirtschaftsrat des Bezirkes Leipzig, dann war es die Kombinatsleitung, also immer war jemand, der praktisch den Industriezweig oder die Betriebe mit Planvorgaben gesteuert hat. Es gab zwar viele Schwankungen aber die Struktur war da.“
(ma)
Schlagwörter: Arbeitsschritte, Binnenhandel, Planung, Struktur