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Firmenporträt: VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig

30 Mär

1893 gründet C.H. Jaeger die Firma C.H. Jaeger & Co in Lindenau. Das erste technische Büro befindet sich in der Aurelienstraße. Die Firma entwickelt Industrie-Pumpen und -Gebläse und stellt sie ab 1898 im eigenen Werk in der Klingenstraße her. 1905 beschäftigt C.H. Jaeger & Co insgesamt 77 Beschäftigte.

1914 bis 1918 liefert die Firma u.a. Granaten und Ausrüstung für die Rüstungsindustrie und wächst auf 200 Beschäftigte an.

1919 finden erste Betriebsratswahlen statt und vom 15. bis 20.03.1920 beteiligt sich die Belegschaft geschlossen am Generalstreik gegen den Kapp-Putsch.

Ab 1926 beliefert C.H. Jaeger verstärkt das Ausland (u. a. USA, UdSSR) und erzielt hohe Exportgewinne.

1929 bis 1932 werden die Werkshallen modernisiert und erweitert. Neue Werkshallen werden errichtet und Warmluftheizungen in den Werkhallen installiert. Mit der Weltwirtschaftskrise kommt es, trotz anhaltender Gewinne, zu zahlreichen Entlassungen. Zwischen 1929 und 1932 wird über 160 Arbeitern gekündigt, so dass 1933 noch knapp 200 Mitarbeiter bei C.H. Jaeger beschäftigt sind.

Ab 1933 produziert die Firma wieder verstärkt für die heimische Rüstungsindustrie, während sich die Exporte ins Ausland verringern. Ab 1937 produziert sie u. a. Treib- und Brennstoffpumpen für V1- und V2-Raketen. Zu diesem Zeitpunkt ist die Zahl der Mitarbeiter wieder auf über 330 Beschäftigte angewachsen. Ab 1939 wird die Rüstungsproduktion gesteigert und u. a. Zwangsarbeiter aus Frankreich, Holland, Belgien, Polen und der UdSSR eingesetzt. Giftstoffpumpen von C.H. Jaeger & Co. werden u. a. in Konzentrationslagern eingesetzt. Bei der Reparatur einer solchen Punpe 1941 sterben 20 Beschäftigte und über 100 Arbeiter erleiden schwere Vergiftungen.

Bei einem Bombenangriff der Alliierten werden am 20. Februar 1944 weite Teile des Werks zerstört. Ab dem 17. April 1945 besetzt die US-Army das Betriebsgelände, lässt die Produktion aber am 2. Mai 1945 wieder aufnehmen. Ab 31. Oktober 1945 beginnt die Verstaatlichung des Betriebs. Die Firma wird seitdem treuhänderisch von der Sowjetischen Militäradministration verwaltet und ab dem 1. Juli 1946 ein Sowjetische Aktiongesellschaft-Betrieb. Bis 1953 werden die Kriegsschäden an den Werksgebäuden repariert und neue Produktionshallen und ein Verwaltungsgebäude gebaut. Die Zahl der Beschäftigten wächst auf knapp 700 Personen an.

Am 1. Mai 1952 wird die Sowjetische Aktionsgesellschaft in den VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig gewandelt. In den 1960er Jahren werden weitere Werkshallen in der Markranstädter Straße und Naumburger Straße an das Werk angegliedert. 1970 arbeiten über 820 Beschäftigte im Werksbereich Plagwitz.

1960, 1970 und 1978 erhält der VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig für seine innovativen Produkte diverse Auszeichnungen der Leipziger Messe. 1978 wird der VEB Entaschungsanlagen mit Betriebsteilen in der Endersstraße, Karl-Heine-Straße und Naumburger Straße angegliedert. 1979 wird das betriebliche Traditionskabinett in der Antonienstraße eröffnet. Knapp über die Hälfte der Exporte des VEB-Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig werden 1980 ins Ausland exportiert. In den 1980er Jahren kommen weitere Betriebsgebäude in der Wachsmuthstraße und der Markranstädter Straße hinzu. Bis zum Ende der DDR arbeiten ca. 1.000 Beschäftigte im VEB Pumpen- und Gebläsewerk Leipzig.

1990 wird die Firma privatisiert und firmiert fortan als Pumpen- und Gebläsewerk GmbH. 1999 wird die Firma von der Kühnle, Kopp & Kausch AG übernommen. 2006 wird die AG von Siemens aufgekauft. Seitdem trägt die ehemalige Firma C.H. Jeager den Namen Siemens Turbomachinery Equipment GmbH.

(cs)

Der ausgebohrte Spazierstock

29 Mär

Das Interview führten wir mit Martin H., ehemaliger Mitarbeiter im VEB Pumpen- und Gebläsewerk.

Wie die Eltern das Westgeld versteckten…

(ma)

Die Wendezeit und wie es weiter ging…

29 Mär

Das Interview führten wir mit Martin H., ehemaliger Mitarbeiter im VEB Pumpen- und Gebläsewerk.

Montagsdemos

Niederlegung der Dokumente

Eigentlich dachten wir, es geht so weiter, wie bisher

…und dann sind wir runter geschrumpft bis auf 100 Leute – Alle mussten gehen!

1991 hat es mich dann auch erwischt

(ma)

Kampfgruppe

29 Mär

Das Interview führten wir mit Martin H., ehemaliger Mitarbeiter im VEB Pumpen- und Gebläsewerk.

Kampfgruppe

Kampfgruppe nach Stalins Tod

(ma)

Verhältnis zu Vorgesetzten und Mitarbeitern

29 Mär

Das Interview führten wir mit Martin H., ehemaliger Mitarbeiter im VEB Pumpen- und Gebläsewerk.

Der Zusammenhalt

Verhältnis zu den Vorgesetzten

„fast alle strenge Genossen“

Als Katholik im DDR Regime

„Ich bin überzeugter Katholik, schon von jeher gewesen und hab das auch versucht in der DDR als Jugendlicher, als Verheirateter und als Familienvater zu leben. Da hatte ich zu meinen Vorgesetzten, die fast alle strenge Genossen waren, einen gewissen Abstand. Die haben immer zu mir gesagt: „Mensch, Du bist so ein netter Kerl, so ein guter Kollege, so ein guter Fachmann, aber warum kommst Du denn nicht in unsere Partei? Da wurden dann auch harte Gespräche geführt, wo ich heute sagen kann „ich hab’s  gepackt!“. Ich hab denen immer Paroli bieten können und denen gesagt „ich mache meine Arbeit und bin immer Einsatzbereit“. Es gab dann auch so Fanatiker, mit denen man nicht so guten Kontakt hatte. Die haben mich auch nicht so gemocht, weil ich nicht in die Partei gegangen bin…

…aber…

…hatte keine Nachteile! Das muss ich immer wieder sagen. Die haben sich auch für mich eingesetzt, speziell die Betriebsgewerkschaftsleitung. Weil ich Vater von vier Kindern war, wurde ich immer berücksichtigt. Die haben immer gesagt, erst kommt der Martin dran, dass der mit seinen vier Kindern in den Urlaub fahren kann. Da kann ich mich nicht beklagen!“

Bespitzelungen

(ma)

Rund um den Betrieb

29 Mär

Das Interview führten wir mit Martin H., ehemaliger Mitarbeiter im VEB Pumpen- und Gebläsewerk.

Wie sind Sie zu diesem Betrieb gekommen?

„Es war zu der Zeit schwierig, eine Lehrstelle zu bekommen und mein Vater kannte den Betriebsrat der damaligen Firma VEB Pumpen und Gebläsewerk. Mein Wunsch war es eigentlich Tischler zu werden und ich sollte mich dort bewerben, hab dort auch vorgesprochen und da wurde mir mitgeteilt, dass sie keine Tischler, sondern Elektriker brauchen.  Da hab ich umgesattelt und hab dort Elektriker gelernt. Das war eine zentrale Ausbildungswerkstatt und ging über drei Jahre. […] Ich war dort der einzige Elektriker-Lehrling. Die Lehre habe ich von 48 – 51 gemacht, wurde dann sofort übernommen und als Betriebselektriker eingestellt. […] Unsere Hauptaufgabe war es, Reparaturen an elektrischen Geräten und Maschinen durchzuführen und kleinere elektrische Veränderungen in der Anlage vorzunehmen. Ich habe dann noch diese Hochspannungsprüfung abgelegt, da wir in dem Betrieb eine Trafo-Station hatten, welche auch bedient werden musste.“

Alles wurde unter der Instandhaltung zusammengefasst

Was wurde produziert?

„Produziert wurden früher Pumpen und Gebläse. Nach der Wende ging das in der Richtung weiter. Nicht Haushaltspumpen oder Gartenpumpen, sondern Bergwerkspumpen. Riesige Pumpen und Verdichter! Die kleinste Fertigungsserie waren die sogenannten Wasserjäger. Die waren in handlicher Größe für den schnellen Einsatz um Grundstücke zu entwässern – das wurde aber nur nebenbei mit durchgezogen. Die Hauptaufgabe aber waren diese Kompressoren und Verdichter für Bergwerke. Das ist teilweise noch bis heute so.“

Hauptabsatzgebiete

Massenbedarfsartikel

„Bei uns wurde dann eine Extraabteilung in der Engertstraße gegründet. Sie wurde dort ausgelagert und hat sogenannte Massenbedarfsartikel gebaut. Wir haben da für Fahrräder Antriebe hergestellt, also Zahnräder, Pedalen, Felgen, Bremsen usw. Alles was in der DDR Mangelware war, wurde dort unten in der Engertstraße gefertigt. Das war so eine Sache, die nebenbei mit lief, aber es mussten viele große Betriebe solche Massenbedarfsartikel herstellen.“

Nebenbei wurde natürlich gepfuscht

(ma)

Kurzbiographie Martin H.

29 Mär

–          1934 geboren in Zollwitz

–          1948 – 1951 Lehre als Elektriker bei VEB Pumpen- und Gebläse

–          1951 – 1991 als Betriebselektriker eingestellt bei ebd.

–          1991 Kündigung

–          1994 Rentner