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Wer seine Verwandten nicht mehr kennt

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N. und Ingrid S., ehemalige Mitarbeiterinnen im VEB Plauener Spitze.

„Ich kann mich noch dran erinnern, meine Brigade hieß „13. August 1961“, nach dem Mauerbau. Das war ein Witz. Ich hab erst später mitgekriegt, wie makaber das war. Man ist ja reingeboren worden und fand das normal.“

„Unser Werk bekam den Karl-Marx-Orden der DDR verliehen. Aber mit uns Arbeitern wurde das nicht gefeiert. Das haben bloß die Obersten gefeiert. Bei der Verleihung der Auszeichnung „Beste Jugendbrigade“ gab es mal ne Zusammenkunft in der Kantine bei Kaffee und Kuchen und das war’s. Obwohl wir diejenigen waren, die in der Produktion letztendlich das geleistet haben, wofür es die Auszeichnung gab, wurden wir normalerweise nicht mit eingeladen.“

„Ich bin öfters herbeizitiert worden. Ich solle doch in die SED eintreten. Da ich noch ein Textilstudium machen wollte, hätte ich auch eintreten müssen. Ich hab’s aber aus dem Grund dann nicht gemacht, dass ich meine Westverwandtschaft verleugnen sollte. Ich sollte jeden Kontakt abbrechen. Das wollte ich nicht, also durfte ich auch nicht studieren.“

„Im Werk gab es einen Betriebsrat, aber da ist keiner hingegangen. Da wusste jeder, das wird uns negativ ausgelegt. Es wusste jeder, dass man unten durch war, wenn man als kleiner Arbeiter was wollte.“

„Über die Montagsdemos haben wir viel geredet. Es hat ganz schön gebrodelt. Am nächsten Tag auf Arbeit musste jeder erzählen, ob er dort war und was er erlebt hat. Es war eine schöne Zeit, weil etwas bewegt wurde.“

Ingrid S. über ihre erfolgreiche Eingabe an Erich Honecker:

Titelblatt der Urkunde “Sozialistischer Berufswettbewerb der Lehrlinge”

IS_Sozialistischer Berufswettbewerb der Lehrlinge_Urkunde_1_1980

Unerwartete Kriegsspiele

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Plauener Spitze.

Über einen unerwarteten Opfergang bei der Kampfgruppe:

Traumjob in der Textilbranche

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N. und Ingrid S., ehemalige Mitarbeiterinnen im VEB Plauener Spitze.

„Dieser Beruf war mein Leben. Eigentlich träume ich heute noch davon. Es hat Spaß gemacht, auf der Arbeit und auch durch die Freunde unter den Kollegen, die man heute noch kennt. Ich wollte gerne so etwas auch weiter machen.“

„Die Plauener Spitze hatte in Lychen bei Potsdam schöne Bungalows am See. Wir als Normalos haben die Seeplätze gar nicht gekriegt, die haben nur die höheren da oben gekriegt.“

Birgit N. über die Ausflüge beim Frauentag:

BN_FDGB-Ausweis7

Die Gewerkschaftsbeiträge richteten sich nach dem Gehalt. Für Sonder- und Solidaritätsmarken gab es im FDGB-Ausweis eine eigene Doppelseite.

Gardinen werden immer gebraucht

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N. und Ingrid S., ehemalige Mitarbeiterinnen im VEB Plauener Spitze.

„Ich hab gesagt, Gardinen werden immer gebraucht, in der Textilbranche wirst Du bestimmt nicht so schnell entlassen. Als die umliegenden Betriebe nach und nach zumachten, hatten wir aber doch Angst, dass alles den Bach runtergeht.“

„Die ersten Veränderungen waren, dass wir weniger Aufträge hatten. Wir haben schon in den Achtzigern für den westdeutschen Versandhandel produziert. Als wir D-Mark hatten, gab es die westlichen Auftraggeber nicht mehr, weil wir dadurch teurer wurden.“

„Die Entlassungen betrafen nicht alle. Facharbeiter, die im Betrieb Beziehungen hatten, die konnten bleiben. Dazu gehörten diejenigen, deren Mütter schon dort mitgearbeitet hatten. Die bekleideten bereits höhere Posten und setzten durch, dass ihre Kinder auf den verleibenden Stellen blieben.“

„Unsere Facharbeiter-Ausbildung wurde in der Bundesrepublik nicht anerkannt, weil sie damals regulär nur eineinhalb Jahre gedauert hatte. Ich wollte Frau Merkel schreiben, die müsste es eigentlich verstehen als ehemalige Ostdeutsche, aber ich hab’s dann nicht gemacht.“

(aw)

Däumchen drehen am laufenden Band

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N. und Ingrid S., ehemalige Mitarbeiterinnen im VEB Plauener Spitze.

„Als wir uns entscheiden mussten, welchen Beruf wir lernen, spielte eine Rolle, dass viele Verwandte schon bei der Plauener Spitze arbeiteten. Also hat man sich einfach auch darauf beworben. Das Werk war in der Naumburger Straße, wo jetzt Domäne drin ist. Wir haben dort die Ausbildung zum „Facharbeiter für Textiltechnik“ begonnen.“

Ingrid S. und Birgit N. über den Arbeitsablauf:

„Es gab drei Schichten in der Produktion und es gab eine Nacharbeit, die die hergestellte Spitze und Gardinen. Das war die Qualitätsendkontrolle. Als wir Kinder bekamen, sind wir aus der Produktion in die weniger anstrengende Nacharbeit versetzt worden. Dort die Spitzengardinen auf Fehler überprüft und haben fehlerhafte Abschnitte aus den Textilbahnen herausgeschnitten.“

„Manchmal fehlte das Material. Maschinen sind nicht gelaufen, weil Ersatzteile fehlten oder Garne fehlten. Wir saßen dann da und haben Däumchen gedreht oder gestrickt. Das Material fehlte. Es dauerte manchmal Tage bis die Produktion wieder anlief.“

(aw)

Ahnungslos auf der Messe der Meister von Morgen

30 Mär

Das Interview führten wir mit Birgit N., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Plauener Spitze.

„Für die Messe der Meister von Morgen hat die Jugendbrigade bei der VEB Plauener Spitze etwas entwickelt. Ich hab da überhaupt nicht mitgemacht, sollte dann aber auf der Messe (MMM) darüber erzählen, wie ich das entwickelt habe. Ich konnte überhaupt nichts sagen. Wir mussten nur gute Miene machen. Zum Glück hat mich aber auch niemand gefragt.“

BN_Betriebszeitung Artikel MMM

Artikel in der Betriebszeitung „Spitze“, hrsg. von der Betriebsparteiorganisation der sozialistischen Einheitspartei Deutschland des VEB Plauener Spitze, 1978. Rechts im Bild: Birgit N.

(aw)

Firmenporträt: Plauener Spitze

26 Jan

„Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Handplattstichstickerei eingeführt, die in der Folge 1880 zur Entdeckung der Tüllstickerei führte, Ausgangspunkt für die spätere Bezeichnung Plauener Spitze. Die Ätzspitze oder auch Luftspitze beginnt unter dem Namen „Plauener Spitze“ ihren Siegeszug um die Welt. Auf der Weltausstellung 1900 in Paris wird Plauener Spitze mit dem Grand Prix ausgezeichnet.“ (plauen.de)

Die Leipziger Spitzenfabrik Barth & Co. GmbH nahm im Jahr 1898 den Betrieb an der Naumburger Straße in Plagwitz auf. Der Betrieb wurde 1948 enteignet und als VEB Leipziger Spitzenfabrik weiterbetrieben. 1970 wurde der Großbetrieb VEB Plauener Spitze gebildet, der aus den Werken Leipzig, Grimma, Dresden, Auerbach und Plauen bestand. Zwei Drittel der Beschäftigten waren Frauen. Der Betrieb erhielt in den 1980er Jahren verschiedene Auszeichnungen des SED-Regimes, u. a. den Karl-Marx-Orden, den Titel „Hervorragendes Jugendkollektiv der DDR“ und „Betrieb der ausgezeichneten Qualitätsarbeit“. (Herrmann/Bachmann 1986: Plagwitz)

„1989 wurde Plauener Spitze auf 1400 Stickmaschinen produziert und in über 40 Länder exportiert. Im Ergebnis der 1990 beginnenden Umwandlung und Privatisierung waren im Jahr 2006 über 40 Unternehmen, überwiegend Familienbetriebe, in der Branche tätig.“ (wikipedia.de)

(aw)