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Firmenportrait: VEB Ingenieurbau Leipzig

30 Mär

1972 wurden die Unternehmen Pommer Spezialbetonbau, Richter, Berger und Steyer zum VEB Ingenieurbau Leipzig zusammengeschlossen und somit in Volkseigentum überführt. Bereits vier Jahre zuvor wurde das Unternehmen Pommer mit den Unternehmen Eduard Steyer und Schwabach in eine Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Hauptbestandteil des VEB In genieurbau war sicherlich das Unternehmen Pommer, welches 1898 gegründet wurde und seither kontinuierlich bis zum Übergang in den VEB in Famielienbesitz war. Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte sich das Unternehmen zu einem der wichtigsten Bauunternehmen in Sachsen und war an zahlreichen bedeutenden Projekten, wie zum Beispiel dem Wiederaufbau des Leipziger Hauptbahnhofs nach Ende des II. Weltkrieges, beteiligt.
Im Zuge der Wiedervereinigung gingen Teile der Firma in die Hände der Baufirma „Wayss & Freytag“, während Dieter Pommer am 1. Oktober 1991 die heutige Pommer Spetialbetonbau GmbH unter der alten Firma neugründete.

(ma)

Der Betrieb nach der Wende

29 Mär

Das Interview führten wir mit Gudrun L., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Ingenieurbau Leipzig.

„Ich hatte ja nun mehrere Leiter und der letzte war nun sowas von einem Choleriker, da hab ich gedacht „jetzt kannst du mich auch“. Ich bin sonst eigentlich nicht so, aber da bin ich ehrlich gesagt zum Arzt gegangen und hab mich krankschreiben lassen, weil ich mich hier nicht entlassen lasse und dann die „Pumpelarbeit“ noch machen – also dann mach sie bitte selber. Er war auch ein Leiter, der eigentlich keine Ahnung hatte, der nur das Geld eingesteckt hatte und die Leute hin und her kommandiert hat. Wir hatten ja dann auch so verschiedene Kollegen, die auf Honorarbasis gearbeitet haben und da hat mal einer zu mir gesagt „was hat der Kollege gegen mich“. Aber der große Chef, der mich dann entlassen wollte, war ein Westdeutscher. Aber der war ein bisschen menschlicher. Im Nachhinein sage ich, dass die beauftragt worden, das kaputt zu machen, aber er war wohl trotzdem noch irgendwo ein Mensch. Dadurch, dass ich so lange da war, hatte ich ein halbes Jahr Kündigungsfrist und er hat mir aber die Option gelassen, wenn ich was finde, kann ich eher gehen. Eine Abfindung war auch noch abgesprochen worden. Aber dass mein direkter Chef mich dann noch so ein bisschen ausnutzen wollte, dass wollte ich nicht mitmachen. Da hab ich auch meinen Stolz. Da hab ich dann eine Kur beantragt und in dieser Zeit hab ich mich dann bei meinem neuen Arbeitgeber beworben. Dann ging das relativ nahtlos über und seitdem bin ja nun dort. Ich hab da irgendwo viel Glück gehabt.“

Verhältnis zu den Vorgesetzten nach der Wende

„Jeder wollte das Fahrrad neu erfinden!“

(ma)

Der Mauerfall

29 Mär

Das Interview führten wir mit Gudrun L., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Ingenieurbau Leipzig.

„Da hat man gedacht, die veralbern einen.“

„Wir hatten an dem Tag unsere Firmenfeier. Das war ja am 9.November und da sind ein paar Kollegen später gekommen und ich hab gesagt „Das kann nicht sein! Die Mauer – Hallo, das geht doch gar nicht“. Da hat man gedacht, die veralbern einen und dann hat man gedacht, mal sehen was es bringt – was da jetzt kommt. Man konnte es ja nicht mehr ändern.“

(ma)

Der Betrieb zur Zeit der Wende

29 Mär

Das Interview führten wir mit Gudrun L., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Ingenieurbau Leipzig.

Montagsdemonstrationen durch Kollegen mitbekommen

„Ich habe das immer nur durch einen Kollegen mitbekommen. Ich hab das nie richtig mitbekommen. Das wurde eigentlich auch nie so großartig erzählt. Das wurde dann halt immer mehr. Die eine oder andere Kollegin sagte „ich war gestern wieder auf der Demo“ – das hab ich mir angehört, aber ich hab mir da keine großen Gedanken gemacht. Das ist ein bisschen an mir vorbei gegangen. Ich hab das nicht so mitgekriegt, dass es das überhaupt gab. Wenn ich mir heute das im Fernsehen angucke, dachte ich, das gab es ja schon eine ganze Weile. Die Demos waren ja eine richtig lange Phase und das hab ich so nicht mitgekriegt. Zu Hause haben wir da auch nicht drüber gesprochen. Also ich hab das nur durch die Kollegen mitbekommen, weil die Eine muss das wohl regelmäßig gemacht haben und wir haben immer zusammen die Pausen gemacht. Ich hab mir das zwar angehört aber mir nie Gedanken drüber gemacht, dass das so eine gefährliche Sache war.“

Und dann haben sie uns erst mal das Arbeiten beigebracht, weil die Ostdeutschen ja nicht arbeiten können.

„Ich war ja damals noch 20, da bekommt man ja nicht alles so mit. Ich hatte mit vielen Kollegen einen ganz guten Draht, die haben sich dann mit mir immer mal unterhalten. Es war ja damals nicht so viel Zeitdruck da gewesen. Man konnte schon mal ein Schwätzchen machen. Und da gab es dann auch mal Kollegen – gerade die Chefs – die wussten ja eher, was passiert. Die haben ja dann auch schon, nehme ich jetzt mal an, von verschiedenen Seiten Sachen wegen Verkaufen oder Übernahme gehört. Und da wurden dann die guten Kollegen, von deren Sicht aus, schon aussortiert für das neue Projekt. Das hat man dann so mitbekommen. Man konnte ja nichts dazu sagen. Wenn ich ja nicht gefragt werde, kann ich ja nicht sagen, dass ich da auch mit will. Im Nachhinein bin aber froh, dass sie mich nicht gefragt haben, weil diese neue Firma sich nicht so gut gehalten hat. Nach und nach haben sich da welche abgeseilt und mit irgendwelchen scheinheiligen Begründungen wurden die dann ausgesondert. Dann gab es dann auch wirklich schon die ersten Entlassungsfälle. Das waren meistens auch die Kollegen, die vom Alter her schon kurz vor der Rente standen. Da gab es dann verschiedene Lücken, mit denen sie versucht haben den Leuten den Abgang leichter zu machen – also finanziell. Da gab es dann noch Abfindung und so. Und die Kollegen, die nicht so lange da waren, die hat man dann auch zuerst entlassen. Dann fing das eigentlich so an, dass sich die ersten westdeutschen Unternehmer bzw. Geschäftsführer vorgestellt haben. Wir gehörten dann zu „Wayss und Freytag“ und da gab es dann auch Berlin, Düsseldorf, Hamburg, München und jeder wollte das besser machen. Die gehörten zwar zusammen und es ging aber dann um die Frage, zu wem gehören wir. Wer übernimmt uns. Und dann haben sie uns, wie sagt man so schön,  erst mal das Arbeiten beigebracht, weil die Ostdeutschen ja nicht arbeiten können. Also da wussten die Berliner besser als die Düsseldorfer, wie wir was zu machen haben oder technisch alles umzustellen – das war schon nervig!“

Den kleinen Mitarbeitern haben sie auf die Finger geschaut.

Meinungsäußerung war nicht erwünscht

(ma)

Es war auf jeden Fall entspannter

29 Mär

Das Interview führten wir mit Gudrun L., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Ingenieurbau Leipzig.

„Also im Nachhinein war ich sehr zufrieden. Zum Zeitpunkt, in dem man das erlebt, hat man ja keinen Vergleich. Man hatte seinen Feierabend zu dem Zeitpunkt und heute muss man sich wirklich den Wecker stellen, dass man nicht den Feierabend verpasst. Es war auf  jeden Fall entspannter. Heute ist man nur noch gestresst. Ich hatte zwar damals noch zuhause gewohnt und hatte auch irgendwo meine Aufgaben, aber es war nicht so ein Zeitdruck. Das einzige, was damals war,  dass man in der Kaufhalle immer gestanden hat. Der Zusammenhalt mit den Kollegen oder mit den Freunden, wenn man sich mal sieht, ist schon anders. Heute ist das manchmal schon sehr negativ, weil jeder nur an sich denkt und man muss halt wirklich gucken, wie man über den Tag kommt.“

(ma)

Der erste Arbeitstag

29 Mär

Das Interview führten wir mit Gudrun L., ehemalige Mitarbeiterin im VEB Ingenieurbau Leipzig.

„Wir waren drei Lehrlinge. Wir haben auch zusammen die Berufsschule gemacht. Also auch in der Klasse sind wir zusammen gewesen. Und da gab es ja den Geschäftsführer und den Vertreter und der Vertreter hat uns im Prinzip dann erst mal so die Geschichte erzählt, was es alles gibt, welche Durchläufe man macht – also was uns eigentlich bevorsteht. Aber er hatte auch nicht viel Zeit. Da erinnere ich mich noch sehr gut dran, weil das total langweilig war an dem Tag. Da dachte ich auch „du kommst hierher und die haben nicht mal Zeit für dich“. Das ist dann nicht so schön gelaufen! Aber dann sind wir eingeteilt worden. Es war auch jeder in einem anderen Bereich, abwechselnd über zwei Jahre. Wobei das letzte halbe Jahr sind wir ja schon mehr im Betrieb gewesen und dann musste man ja auch schon seine Arbeit schreiben. Es war schon sehr interessant, diese verschiedenen Abläufe und die verschiedenen Menschen kennenzulernen.“

(ma)

Kurzbiografie Gudrun L.

28 Mär
  • 1969 geboren in Leipzig
  • 1985-1987 Ausbildung zur Buchhalterin und ökonomischen Planerin im VEB Ingenieurbau Leipzig in Kleinzschocher
  • 1987-1998 Sachbearbeiterin in der Verwaltung des VEB Ingenieurbau Leipzig und in der späteren Ingenieurbau Leipzig GmbH
  • Seit 1998 Sachbearbeiterin in der Verwaltung einer Innungskrankenkasse

(cs)